Was wir sowohl für unser inneres wie für unser äußeres Laufen benötigen, ist das Losgelöstsein.

Wenn ich an einem Laufwettkampf teilnehme, um die anderen zu besiegen, sind meine Beine schwer. Ich mag vielleicht schnell sein, gleichzeitig ist diese Geschwindigkeit aber mit einer riesigen Anstrengung verbunden. Der ganze Lauf gleicht dann einem Kampf, in dem ich mir in Schwerstarbeit jeden Zentimeter erringen muss. Getrieben von der Frage „Wie nah ist wohl der nächste Läufer?“. Weil ich nicht vom Ergebnis losgelöst bin, kann ich mich nicht auf die Freude des Laufens an sich konzentrieren, sondern denke darüber nach, wie schrecklich es sein wird, wenn ich nicht gewinne oder unter den Ersten bin.

Wenn ich an einem Wettkampf teilnehme, um die Freude am Laufen zu erfahren, und nicht darüber nachdenke, wer vor oder wer hinter mir ist, dann sind meine Beine leicht. Weil ich nicht daran denke, was sein wird, wenn mich jemand überholt und wie nah der nächste Läufer sein mag, habe ich die Zeit, mich auf das Laufen an sich zu konzentrieren. Wenn die Gedanken still sind, verbrenne ich nicht unnötig Energie. Wenn meine Gedanken still sind, so kann ich spüren, dass der Akt des Laufens an sich bereits mein Siegt ist. Wenn ich laufe, lacht mein Herz. Egal ob mein Körper müde ist oder weh tut, das Herz zieht mich nach vorn. Es ist als würde ich fliegen. Als ob mein Herz vor mir fliegt und mein Körper ihm gehorsam folgt. Natürlich hilft es mir auch körperlich, gut trainiert zu sein. Je besser der Körper trainiert ist, umso schneller kann er meinem Herzen folgen, und je schneller ich laufe, umso mehr lacht das Herz. So führt eines zum Anderen …

Wenn ich vom Herzen in den Verstand rutsche, werde ich, wie im Leben auch, langsam. Ich verliere den roten Faden, den Fokus auf das Ziel und
ich verliere den Moment. Schon spüre ich, wie mir der eine oder andere Körperteil weht tut, und weil die Freude des Herzens jetzt versteckt ist, wird das Laufen anstrengender, die Beine schwerer, ich kann nicht mehr ….
Dann stelle ich mir einfach einen roten Faden vor, der entlang der Laufstrecke verläuft. Meine ganze Konzentration, den gesamten Fokus richte ich dann auf diesen Faden. Es existiert nur dieser eine rote Faden, der an das Ziel führt. Sonst nichts, kein Gedanke, nur der Weg zum Ziel. Wie schnell ich dieses Ziel erreiche, hängt ganz davon ab, mit welcher Geschwindigkeit ich meine Beine bewege.

Sofort merke ich bei diesem Gedanken, wie meine Schritte schneller werden und die Freude gleich einem Kribbeln all meine Zellen durchdringt. Dankbarkeit steigt in mir auf und durchströmt mein Herz. Wie dankbar ich bin, dass ich laufen kann. Wie dankbar ich bin, dass ich so schnell sein darf. Wie dankbar ich bin, dass das Leben so eine Freude macht. Wie dankbar ich bin für jeden Moment dieser Erfahrung. Wie wunderbar das Laufen ist. Diese Gedanken treiben mich an!

So gehen das äußere Laufen und das innere Laufen, die Meditation, für mich Hand in Hand. Denn ich nutze das Laufen, um im Moment aufzugehen und ich nutze die Meditation, um im Sport über meine Grenzen hinauszugehen.
Das äußere Laufen gibt meinem Leben mehr Dynamik. Das innere Laufen gibt meinem Handeln mehr Freude.

Darum will ich auf keines von beiden verzichten, denn Meditation und Laufen sind für mich die perfekte Zusammenkunft des inneren und des äußeren Lebens.

Magdalena aus Hamburg